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Nacht und Nebel

Nachts durch Kasangati laufen ist wie Skifahren im Nebel. Man sieht so gut wie nichts und kann sich nur nach Gefühl vorwärts bewegen. Meine Kinder, die dank der exzessiven Nutzung ihrer Skateboards einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn haben, tänzeln leichtfüßig und unentwegt schwatzend vor mir her. Und ich tapere wie ein blindes Nilpferd hinterher und hoffe, dass mich die schwere Einkaufstüte mit der Wasservorräten nicht vollends aus der Balance wirft. Der Weg von der Bushaltestelle zu unserer Schlafstätte ist weit. Zuerst passieren wir einen Nachtmarkt, wie es sie in fast allen Orten in und um Kampala gibt. Schwache Petroleumlämpchen liefern eine Spur von Licht und lassen erkennen, was an den einzelnen Ständen angeboten wird: gegrillte Fischköpfe, Chicken on the Stick, Chapati und allerlei anderes Essbares, was für uns aus Gründen der Selbsterhaltung jedoch nicht auf den Teller bzw. ins Zeitungspapier kommt. Der nächste Abschnitt unseres Heimwegs ist noch ein wenig dunkler. Wir marschieren am Gefängnis vorbei, wo wir die Gefangenen tagsüber in grell gelben Outfits rumlaufen sehen, doch um 19.30 Uhr scheinen die Gefangenen alle zu schlafen (hoffe ich), denn in der gesamten Anlage ist es stockfinster. Ab und zu rauscht ein Boda-Boda vorbei und erleuchtet wenigstens für einen Moment die Straße. Meine Kinder sind weit vor mir und nicht mehr zu zweit, sondern zu dritt. In mir erwacht der Instinkt der Löwenmutter und ich eile vorwärts, um meine Tochter vor aufdringlichen Jünglingen zu retten (sie hat bereits zwei Heiratsanträge hinter sich!). Doch wie sich herausstellt, ist es nur der nette Junge aus der Nachbarschaft, mit dem sich Fiona bereitwillig unterhält und der uns sicher bis vor unsere Haustür führt.


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