Ich hasse den Regen. Ich fühle mich persönlich beleidigt, weil der Regen immer da ist, wo ich bin. Er hängt in dicken schwarzen Wolken über mir und bricht immer dann los, wenn wir uns gerade irgendwohin auf den Weg machen wollen. Sind wir in Kawempe, regnet es dort (das ist der häufigste Fall), während es in Kasangati, wo wir wohnen den ganzen Tag trocken bleibt. Und umgekehrt ist es genauso. Eigentlich sollte es im August überhaupt nicht regnen denn offiziell beginnt die Regenzeit erst im September. Doch die Klimaverschiebung schlägt sich auch in Uganda nieder und so ist es seit Jahren immer wieder der August, in dem der meiste Regen fällt und zu Überschwemmungen führt. Nach einem kurzen, heftigen Schauer geht einfach nichts mehr: die Dirtroads verwandeln sich in Rutschbahnen aus Schmierseife und auf den Teerstraßen kommt der Verkehr komplett zum Stillstand. Zu Fuß laufen macht auch keinen Spaß, weil man wechselweise ausrutscht, sich roten Schlamm in den Schuh löffelt und Umwege um riesige Wasserlachen machen muss. Auch heute hat uns der Regen wieder erwischt, als wir gerade los wollten, um in Kampala einen Fußball zu kaufen. (Die zwei Qualitätsprodukte aus China, die ich im nahen Supermarkt erstanden habe, waren jeweils nach weniger als 48 Stunden kaputt). Aus Kampala wurde also nichts und so saßen wir gelangweilt unter dem Vordach von Peace Africa und übten uns in Geduld. Als Entschädigung für den misslungenen Nachmittag ließen wir uns Stunden später in das nächstgelegene Hotel chauffieren, um zumindest wieder einmal etwas Ordentliches zu essen. Das hob die Laune enorm und es kam das sehr interessante Thema darüber auf, was für jeden von uns dreien das Wichtigste im Leben ist. Ich nannte natürlich meine Kinder und Anton nannte natürlich sein Skateboard. Fiona musste lange überlegen, bevor sie meinte: „mein Leben in Deutschland, der Wohlstand, die Sicherheit und die Freiheit dort.“ Für eine 14-Jährige finde ich das eine erstaunliche Erkenntnis. Das Bewusstsein, dass wir auf der Welt das ganz große Los gezogen haben, ist doch enorm wichtig.
